Reisetagebuch Israel/Palästina Tag 5/1 – Yad Vashem

„Wer Bücher verbrennt, der verbrennt auch Menschen.“ Heinrich Heine

Eindrücke:

Ich kann hier alles lesen. Und ich kann es hören.
Die Bilder sind unterlegt oder sagen wir besser, überlagert von Stimmen, von Geschrei. Alles wurde von der Naziriege schreiend zu Gehör gebracht.

Ich kann hören und ich kann hier in Israel verstehen, was sie schreien, was sie brüllen. Und ich verstehe meinen Vater, der mir einmal anvertraut hat, dass es ihr Gebrüll war, das ihn als Junge am meisten verstört hat. Das Organ ihrer Stimmen war es, mit dem sie Angst und Schrecken verbreitet haben, mit ihrem Geschrei haben sie ihr verbrecherisches Regime etabliert, ihr Gebrüll war der Anfang des Terrors. Mir geht es wie meinem Vater: Wo Menschen hetzen und es mit lauter Stimme, gar mit Gebrüll tun, halte ich mir die Ohren zu, möchte mich verkriechen, nehme ich Reißaus, wenn ich kann. Ich will mir das nicht anhören, es stößt mich unglaublich ab. Ich liebe die sanften, die warmen, die tiefen Stimmen, die es nicht nötig haben, laut zu sein.

Bis heute habe ich mir nie genau vorgestellt, wie das damals vor sich ging in den Gaskammern. In Yad Vashem gibt es ein Modell davon. Ich sehe es – und ich halte es nicht aus.

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