Wüste Namib, Dead Vlei
Vor dem Start in Frankfurt habe ich meine nigelnagelneuen weißen Turnschuhe fotografiert und mit der Frage ins Netz gestellt, wie sie wohl bei meiner Heimkehr in zweieinhalb Wochen aussehen werden. Rot? Nach diesem Tag spricht vieles dafür. Er beginnt um 5:15 Uhr mit der Klingelmelodie des Handyweckers, Katzenwäsche und einer hastigen Tasse Kaffee auf dem Hotelzimmer. Als wir um 6 Uhr in „unseren“ Allrad-Duster steigen, macht sich hinter uns am Nachthimmel gerade ein Lichtstreifen bereit. Pünktlich zu Sonnenaufgang wollen wir am Eingangstor in Sesriem Richtung Sossusvlei sein. Auf der Schotterpiste überholt uns die Helligkeit und ist vor uns da. Wir fahren durch ein Pastell, durch sanftes, wattiges Rosa, Gelb, Beige und Blau, mit weißen Staubwolken versetzt, die zwei Reisebusse hinter sich lassen. Die Touristenströme halten sich ansonsten in Grenzen. Am Eingang zur Namib werden wir mit der Nummer 25 registriert, um 16 Uhr müssen wir wieder draußen sein, sonst wird ein Suchtrupp nach uns losgeschickt. Im Sossusvlei übernachten darf niemand. Weitere 60 Kilometer sind es bis dorthin, rechts und links wachsen Dünen, vom Wind zu großen Skulpturen getürmt und geformt und von der aufgehenden Sonne in allen nur möglichen Rottönen bemalt. Mondlandschaft in Rot! Was für ein Fest für mich Rot-Liebhaberin! Sand ohne Ende, bloß die Straße ist aus Teer. Die letzten vier Kilometer allerdings bewältigen wir im Geländewagen, der sich auf einer Sandpiste wie durch dicken Schnee pflügt. Dann Endstation, die Vleis muss man sich mit einer kleinen Bergtour erwandern. Der Sand überzieht meine Schuhe mit einem zimtfarbenen Firniss.
Das Dead Vlei ist eine Senke mit abgestorbenen Bäumen zwischen den Dünen, in der ab und zu das Wasser steht, jetzt aber schon lange nicht mehr. Die Bäume, die einst darin wuchsen, sind denn auch abgestorben, kahle Gerippe, für sich oder in Gruppen erstarrt in einer fremden Zeit, mit keiner Zauberformel wieder zum Leben zu erwecken. Der Anblick etwas zwischen bizarr und traurig, auch fühlen wir uns erinnert an ein Winterbild von Breughel – Schlittschuhläufer auf dem Dorfteich oder so ähnlich.
Für uns selbst kann von Winter und Schlittschuhlaufen keine Rede sein. Bei unserer Rückkehr steht die Sonne im Zenit, das Thermometer im Auto ist auf 35 Grad geklettert. Da geht nur noch Relaxen am und im Hotelpool.
Die Abenddämmerung heute wie ein tropical Cocktail im Kristallglas. Dazu gibt es Wind und Erdhörnchen. Beiden kann man von der Terrasse aus bei ihrem Spiel zusehen.